Im Zuge der Veröffentlichung von Magento 2 sind im Hause Magento noch weitere Bereiche im Umbruch: „Magento Connect“, die beliebte Plattform für Magento-Module, wird zu „Magento Marketplace“. Wie der Name schon andeutet, wird die Entwicklung angestrebt, aus der sehr liberalen Plattform einen stärker geregelten Marktplatz zu schaffen. Ein Ziel ist dabei, die Qualität der Module besser überwachen zu können. Magento Marketplace bietet die Möglichkeit, Module sowohl für Magento 1 als auch Magento 2 zu verkaufen.
Startschuss für Magento Marketplace im Dezember
Noch in diesem Monat soll der Magento Marketplace veröffentlicht werden. Zunächst werden in einer Betaphase nur ausgewählte Modulhersteller ihre Module im Magento Marketplace anbieten. Für Anfang 2016 ist die Öffnung des Magento Marketplace für alle Hersteller geplant. Wann Magento Connect abgeschaltet wird, ist allerdings noch nicht bekannt. Denkbar wäre zum Beispiel eine Übergangsphase, in der keine neuen Module hinzugefügt werden können.
Magento Marketplace für alle Module
Wie es auch bisher bei Magento Connect der Fall ist, kann Magento Marketplace für kostenlose und kostenpflichtige Module genutzt werden. Allerdings findet bei kostenpflichtigen Modulen keine Weiterleitung zur Website des Modulherstellers statt. Denn wie für einen Marktplatz üblich wird von Magento Marketplace der gesamte Vertriebsprozess abgewickelt. Die Zahlung erfolgt also auf den Seiten von Magento Marketplace. Als Zahlungsarten sind Kreditkarte und PayPal vorgesehen.
Magentos Qualitätsoffensive
Magento legt in diesen Tagen großen Wert auf hohe Qualität, sowohl bei Magento 2 an sich als auch bei den verfügbaren Modulen im Magento-Ökosystem. Deshalb werden alle Module, die über Magento Marketplace vertrieben werden sollen, vorab von Magento geprüft. Es soll sowohl eine automatische als auch eine manuelle Prüfung geben, allerdings bezieht sich die manuelle Prüfung nur auf den Modulhersteller an sich: Geschäftsinformationen, Grafiken und Beschreibungen werden von Magento-Mitarbeitern überprüft. Die automatische Prüfung mit dem Namen „Basic Check“ führt eine Plagiatsprüfung durch, überprüft die Sicherheit des Moduls und vergleicht die Programmierung mit Magentos Code-Standards.
Diese automatische Qualitätssicherung wird auch bei Modul-Updates durchgeführt.
Verschlüsselte Module im Magento Marketplace
Auch verschlüsselte Module will Magento vor dem Verkauf überprüfen. Dafür soll eine unverschlüsselte Version desselben Moduls genutzt werden. Unklar bleibt dabei, wie sichergestellt wird, dass die später verkaufte verschlüsselte Version des Moduls tatsächlich mit der vorab geprüften unverschlüsselten Variante übereinstimmt.
Mehr Sicherheit beim Kauf
Um das Vertrauen der Käufer in Magento Marketplace zu stärken, wird für alle Module eine Rückgabezeit von 25 Tagen angeboten. Jede Retourenanfrage wird von Magento geprüft und die Zahlung nach positiver Prüfung erstattet.
Finanzierung des Magento Marketplace
Mit der Einrichtung des Marktplatzes kommen auf das Magento-Team deutlich mehr Aufgaben zu als es bei der Betreuung von Magento Connect bisher der Fall gewesen ist. Jeder Anbieter und jedes Modul wollen geprüft werden, jede Retoure ebenfalls. Die Bereitstellung des gesamten Vertriebsprozesses verlangt deutlich mehr Ressourcen. Zur Finanzierung dieses Modells verlangt Magento deshalb 30 % des Preises kostenpflichtiger Module. Damit befindet man sich im selben Bereich wie Apples App Store oder Googles Play.
Unklar ist noch, wie hoch die Provisionszahlung an Magento ist, wenn ein Modul im Rahmen einer SaaS-Lösung angeboten wird. Auch inwieweit Zusatzdienstleistungen, z. B. Installationsservice, Support und Erweiterungen, berechnet werden, ist noch nicht eindeutig kommuniziert worden.
Ankündigung einer neuen Ära
Besonders für Modulanbieter, die auf Qualität setzen, ist der Magento Marketplace eine attraktivere Lösung als Magento Connect. Gerade die Plagiatsprüfung ist ein Vorgehen, das schon lange gewünscht wurde. Ein großer Nutzen des Magento-Ökosystems geht von der Vielzahl der verfügbaren Module aus. Wie in den letzten Jahren deutlich wurde, ist es jedoch nicht nur die schiere Anzahl, sondern auch das Angebot von Modulen guter Qualität, das tatsächlich Nutzen bringt. Damit sich das Angebot qualitativ hochwertiger Module lohnt, ist es notwendig, Plagiate aufzuspüren und deren weiteren Vertrieb zu unterbinden. Nur so kann verhindert werden, dass in Zukunft Modulhersteller sich aus der Entwicklung hochwertiger Magento-Module zurückziehen. Magento hat realisiert, wie wichtig dies für ihr Produkt ist.
Als Anbieter spart man sich zwar einen Teil der Abwicklung des Vertriebs, allerdings sind 30 % des Produktpreises als Provision auch ein nicht zu unterschätzender Anteil.
Wir sind gespannt darauf, wie die Umsetzung des Vorhabens gelingt und wie Magento die noch offenen Fragen, z.B. bei verschlüsselten Modulen, lösen wird.
Weitere Informationen zum Magento Marketplace sind im Beitrag von Community-Managerin Sherrie Rohde im Magento Forum nachzulesen.

Autor: Sonja Franz
Sonja Franz ist bei integer_net als Head of Communications für alle Marketing-Themen zuständig. Ganz besonders liegt ihr auch die Organisation von Events am Herzen.
Sie trägt die Zertifizierungen Magento Certified Solution Specialist für Magento 1 und Magento 2 und wurde 2017, 2018 und 2019 als Magento Master in der Kategorie „Maker“ ausgezeichnet.