Eine Chance für kleine Läden während der Corona-Pandemie
Ist es sinnvoll, jetzt online zu verkaufen?
Viele Läden müssen auf Grund der Regelungen rund um Covid-19 schließen oder erwarten bei strengen Hygieneauflagen nur wenig Kundschaft vor Ort. Für viele Shops ist das ein großes finanzielles Problem, denn durch den Verlust der Verkaufsmöglichkeiten gehen wichtige Einnahmen verloren. Daher scheint es im ersten Schritt nur sinnvoll auf die Option des Versandhandels zurückzugreifen und die eigene Ware online zu verkaufen.
Als IT-Agentur spezialisiert auf die Entwicklung von Online-Shops unterstützen wir als technischer Partner seit 2012 Händler dabei, ihre Produkte über eigene Online-Shops anzubieten. Dabei haben wir einiges miterlebt und gelernt. Basierend auf unseren Erfahrungen möchten wir an dieser Stelle Tipps geben, worüber man sich Gedanken machen sollte, bevor man den Schritt zum Online-Händler-Dasein wagt:
Sind die Produkte lieferbar?
Nicht nur die Endhändler sind durch die Pandemie betroffen. Auch bei vielen Produzenten kommt es zu Einschränkungen. Daher ist es vor dem Start eines Online-Shops essentiell, dass die Lieferbarkeit der Produkte sichergestellt ist.
Wer übernimmt die Kosten für Verpackung & Versand?
Neben den anfallenden Kosten für den Online-Shop selbst (s. unten), kommen weitere Kosten auf Online-Händler zu. Versand, Kartonage, Füllmaterial, Klebebänder und Etiketten erzeugen weitere Kosten.
Und diese lassen sich oft nicht 1:1 auf den Endkunden übertragen.
Was passiert nach Corona?
Wenn die Läden nach der Corona-Pandemie wieder öffnen dürfen, kann der Online-Shop entweder weiterhin betrieben oder geschlossen werden. Über diese Entscheidung sollte man sich früh Gedanken machen, um es von vorn herein korrekt zu kommunizieren und den Gegenwert von Investitionen entsprechend zu kalkulieren.
Produktliste, Marktplatz, Facebook-Shop, Baukasten-System oder E-Commerce-Lösung?
Es gibt viele Möglichkeiten die bislang nur lokal verkaufte Ware auch online anzubieten. Welche Variante die passende ist, ist von mehreren Faktoren abhängig. Wir stellen Ihnen hier die Optionen vor:
Produktliste
Man kann Ware über eine statische Seite (also eine Seite, deren Inhalte dauerhaft gleich bleiben) mit einer Produktliste anbieten. Damit der Kunde bequem bezahlen kann, kann entweder die Möglichkeit einer Überweisung oder ein PayPal-Button eingerichtet werden. Hierfür braucht man ein Geschäftskonto bei einer Bank beziehungsweise ein Geschäftskonto bei Paypal. Der Vorteil ist hier, dass die Zahlungsabwicklung über PayPal abgewickelt wird und somit die Kontodaten der Kunden sicher auf der Seite von PayPal verarbeitet werden. Das Risiko eines Datendiebstahls ist dadurch sehr gering. Welche Möglichkeiten es gibt und wie der Vorgang funktioniert, ist auf der Seite von PayPal genau beschrieben.
Außerdem sollte für Kunden mit Rückfragen jemand zur Verfügung stehen, der die gewohnte persönliche und gute Beratung trotz Online-Shop anbietet. Wie man das handhabt, bleibt jedem selbst überlassen. Wenn Sie lieber schriftlich und zeitversetzt mit Kunden Kontakt haben möchten, dann gibt es die Möglichkeit des Kontaktformulars auf der Webseite des Shops oder die Beratung per E-Mail oder per WhatsApp. Dafür sollten Sie, wenn nicht bereits geschehen, am besten eine eigene E-Mail-Adresse und eine Handynummer für den Shop einrichten. Wenn Ihr Shop auf Facebook zu finden ist, dann können Kunden Sie auch hierüber kontaktieren. Geben Sie ihnen auf der Webseite den entsprechenden Hinweis.
Marktplätze
Wer keine eigene Webseite einrichten möchte, kann auf bereits bestehenden Marktplätzen seine Waren verkaufen. Die bekanntesten und größten Anbieter sind Ebay, Amazon und Etsy. Achten Sie darauf, dass alle drei Plattformen zwischen privaten und gewerblichen Verkäufern unterscheiden. Wenn man viele Artikel verkaufen möchte, fallen dafür Gebühren an. Während Ebay für seine Versteigerungs- und Kleinanzeigenplattformen bekannt ist, kennt man Amazon eher dadurch, dass es ein Onlinewarenhaus für alle Produktkategorien ist. Auf Etsy sind viele handgemachte Produkte, aber auch Vintage Produkte und Künstlerbedarf zu finden.
Facebook-Shop vs. Facebook-Gruppen
Der Facebook-Shop ermöglicht es Produkte direkt bei Facebook zu anzubieten. Der direkte Verkauf ist allerdings nur über einen mit Facebook verbundenen Shop möglich, das kann bspw. ein Baukasten-System oder auch eine E-Commerce-Lösung sein. Direkt über den eigenen Facebook-Shop zu verkaufen ist in Deutschland nicht möglich.
Allerdings bietet Facebook noch ein paar andere Möglichkeiten, wenn man eigene Laden dort ohnehin mit einer Seite vertreten ist: In der eigenen Fotogalerie können Produktfotos und -beschreibungen vorgestellt werden. Und in vielen Gruppen gibt es die Möglichkeit Artikel auf einer Art Marktplatz anzubieten. Interessierte Kunden können Sie dann direkt bei Facebook anschreiben.

Baukasten-System
Eine eigene Shop-Website kann man sich auch selber basteln. Hierfür gibt es Baukasten-Systeme von verschiedenen Anbietern wie Jimdo, Wix, Branchbob, GoDaddy oder Shopify.
Verglichen mit einem Marktplatz haben Sie hier mehr Möglichkeiten, die Darstellung der Produkte selbst zu gestalten. Eine Anpassung nach den eigenen, sehr individuellen Wünschen ist dagegen häufig nicht möglich, weil man mit den zur Verfügung gestellten Bausteinen auskommen muss.
Diese Variante ist vor allem gut, wenn man nur während der Corona-Zeit einen Online-Shop eröffnen will oder einen kleinen Shop ohne große Wünsche einrichten möchte. Die Kosten halten sich im Rahmen, außerdem bieten die Anbieter der Baukasten-Systeme Anleitungen für einen leichten Einstieg sowie Rechtstexte für Impressum & Co. an, die den Anforderungen der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) entsprechen. Damit sind Sie schnell, gut gestaltet und rechtssicher als Online-Händler aktiv.
E-Commerce-Lösung
Eine weitere Möglichkeit ist die E-Commerce-Lösung. Anbieter hierfür ist zum Beispiel WordPress mit der Erweiterung WooCommerce, das für den deutschen Markt aber noch mit dem kostenfreien Plugin Germanized ergänzt werden sollte. Der mit WooCommerce erstellte Shop ist deutlich umfangreicher modifizierbar. Bei dieser Software muss man mit geringen bis mittelhohen Kosten rechnen. Wie teuer diese Lösung letztendlich ist, hängt davon ab, ob man die Seite selbst einrichtet oder einrichten lässt, ob man zusätzliche, kostenpflichtige Funktionserweiterung benutzen möchte, welche Themes man verwendet und welche Anpassungen man vornimmt – oder vornehmen lässt.
Der Nachteil ist, dass der Wartungsaufwand hoch ist, da man beispielsweise verfügbare Update zeitnah installieren sollte, um eventuelle Sicherheitslücken schnell zu schließen.
Das trifft auch auf weitere Shopsysteme wie Shopware und Magento zu. Wenn man ohnehin einen Online-Shop einrichten wollte, E-Commerce also nicht nur eine Phase, sondern eine langfristige Strategie ist, und die Einnahmen dazu passen, dann ist diese Option eine passende Lösung. Hierbei dauert es etwas länger, bis der Online-Shop bereit für die erste Bestellung ist, als es bspw. bei Baukasten-Systemen der Fall ist. Denn was längerfristig genutzt wird, benötigt etwas mehr Planung. Außerdem ist bei einem E-Commerce-Projekt mit Shopware oder Magento in der Regel ein externer Dienstleister involviert, der die technische Entwicklung übernimmt. Entsprechend sind hier Kosten und Wartungsaufwand höher als bei den vorher genanten Möglichkeiten. Belohnt wird man dafür mit einem Online-Shop, der individuell nach den eigenen Wünschen gestaltet werden kann. Eine Sonderfunktion einbauen? Das ist hier möglich.
Wer eine E-Commerce-Lösung haben möchte, der wird dadurch verantwortlicher Website-Betreiber. Datensicherheit und gesetzliche Regelungen wollen beachtet werden. Für ein solches Projekt empfiehlt es sich deshalb, es nur mit einer passenden Agentur des Vertrauens zu starten, die mit Rat und Tat zur Seite steht!
Wie kommt die Ware zum Kunden?
Kommen wir zur Frage, wie die Ware den Kunden überhaupt zugestellt werden soll. Dafür gibt es verschiedene Anbieter: DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS. Jedes dieser Unternehmen arbeitet zu unterschiedlichen Preisen. Hier ist ein Vergleich ratsam. Es gibt aber auch Anbieter, die wie ein Vermittler zwischen Online-Händler und Versanddienstleistern arbeiten, und für jede Bestellung den optimalen Versanddienstleister auswählen, welcher zeitnah und günstig liefern kann.
Die Lieferzeit und die Zuverlässigkeit sind wichtige Kriterien bei der Wahl des Versanddienstleisters. Viele Menschen sind es heutzutage von den großen Anbietern gewohnt, dass das Gekaufte innerhalb von 2-3 Tagen bei ihnen ankommt. Als kleiner Anbieter muss man schauen, ob man es schafft, die Ware innerhalb dieser kurzen Zeit zu verpacken und zu verschicken. Entsprechend kann es sinnvoll sein, auf eventuelle Verzögerungen aufmerksam zu machen.
Doch wie wird das Produkt am besten verpackt? Es sollte auf jeden Fall vor der Eröffnung des Online-Shops dafür gesorgt werden, dass genügend Kartons, Klebebänder, Etiketten und Polstermaterialien vorhanden sind, damit es nicht zu unerwünschten Verzögerungen kommt.
Dann gibt es noch Fahrradkuriere und Taxen. Diese Art des Versands sollte man wählen, wenn das Produkt besonders schnell beim Kunden ankommen soll. Pizza und Eis sind hier die Klassiker, aber es gibt sicherlich auch andere Produkte, die schnell geliefert werden müssen. Selbst größere Pakete sind dabei oft kein Problem: In unserer Heimatstadt Aachen liefert beispielsweise der Fahrradkurierdienst CLAC Waren bis zu 100 kg. Diese Methode sollte nur innerhalb eines bestimmten Umkreises genutzt werden, wie zum Beispiel in der eigenen Stadt.
Und zuletzt ist auch Abholung eine Option. Während sie vor Corona-Zeiten vor allem von Privatverkäufern auf Ebay praktiziert wurde, können Sie jetzt auch überlegen, ob Kunden die Ware nicht auch am Laden abholen könnten – sofern für beide Seiten für genug Sicherheit vor Ansteckung gesorgt ist.
Was ist sonst noch so zu beachten?
Je nach Ware muss man zusätzliche Dinge beachten. Bei verderblichen Lebensmitteln muss die Kühlkette eingehalten werden, bei nicht jugendfreien Inhalten eine Altersprüfung. Die Zulieferer bieten entsprechende Services an. Gibt es eventuell noch weitere Auflagen, die eingehalten werden müssen?
Vor allem sollte man sich die Zeit dafür nehmen, die AGB der Plattform, die man nutzen möchte, genau zu lesen und selbst für die eigenen Kunden AGB zu erstellen. Außerdem muss auf den Datenschutz geachtet werden. Zusätzlich verlangt das deutsche Recht im Online-Handel nach einigen Informationen und Gestaltungsvorgaben, die berücksichtigt werden müssen. Die Zeiten des „Wilden Westens“ im Online-Handel sind vorbei. Die Regelungen schützen die Verbraucher und sollen für einen fairen Wettbewerb sorgen.
Wenn Sie Ihre Produkte zusätzlich ins Ausland liefern möchten, dann gibt es zumindest innerhalb der EU keine großen rechtlichen Hürden. Machen Sie ausländische Kunden allerdings unbedingt vor dem Kauf auf die entsprechenden Versandkosten und ggf. verlängerten Lieferzeiten aufmerksam.
Welche Ziele wollen Sie mit Ihrem Unternehmen erreichen?
Wir besprechen mit Ihnen, welche Chancen im E-Commerce sich Ihnen bieten
und wie wir Sie dabei unterstützen können, diese zu nutzen.

Christian Philipp
Geschäftsführung & Projektleitung

Autor: Julia Lenzen
Julia Lenzen ist bei integer_net als Projektmanagerin aktiv. Die studierte Informatikerin hat Erfahrung in Testautomatisierung, welche sie schon als Produktmanagerin und in der Qualitätssicherung eingesetzt hat.
Auch bei uns hat sie stets ein Auge darauf, dass die Qualität stimmt.